Routenzug - Definition, Aufgaben & Vorteile

Routenzug mit Gabelstapler als Zugfahrzeug und fünf beladenen Anhängern

Was ist ein Routenzug?

Bei einem Routenzug, auch Logistikzug genannt, handelt es sich um das wirtschaftlichste Transportmittel für wiederkehrende innerbetriebliche Fahrten. Es ermöglicht den Transport mehrerer Ladungsträger auf einer Fahrt und spart so bis zu 80 % der Gabelstaplereinsätze ein. Der Routenzug besteht aus einem Schlepper, der mehrere Anhänger mit Ladungsträgern zieht.

Die Aufgaben und Vorteile eines Routenzugs

Eine intelligente Intralogistik, in welcher Lagerwirtschaft und innerbetrieblicher Materialtransport optimal aufeinander abgestimmt sind, schafft die Voraussetzungen für schlanke Produktionsabläufe und die Steigerung der Produktivität in Ihrem Unternehmen. Hinter jedem Routenzug-System steht das Ziel die Abläufe in der Intralogistik so zu optimieren, dass sich diverse Einsparungen realisieren lassen.

Die Vorteile eines Routenzugs

Checkmark

Wiederbeschaffungszeiten verringern

Durch eine gezielte Anpassung von Taktfrequenz und Routenplanung können unnötige Umwege eingespart und die Wiederbeschaffungszeiten spürbar verkürzt werden.

Checkmark

Unfälle und Produktionsstillstand vermeiden

Mit der Reduzierung der Transportfahrten sinkt unmittelbar auch das Risiko von Betriebsunfällen und daraus resultierenden Folgeschäden.

Checkmark

Transportaufkommen reduzieren

Durch die Bündelung von Transportfahrten lassen sich Kapazitäten optimal nutzen, die Effizienz in der Material- und Teilelogistik steigt.

Checkmark

Personalkosten reduzieren

Arbeitskraft, die bisher durch die anfallenden Transportaufgaben gebunden wurde, kann nun eingespart oder an anderer Stelle produktiv eingesetzt werden.

Checkmark

Versorgungssicherheit steigern

Durch die klare Strukturierung und die bedarfsorientierte Taktung der Transportabläufe werden Engpässe und Ausfälle in der Versorgung der Verbrauchsstellen vermieden.

Checkmark

Versorgungsprozesse standardisieren

Die Vereinheitlichung von Abläufen senkt den Aufwand an Zeit, Kosten und Energie.

Wo Routenzüge zum Einsatz kommen

Bei Routenzügen handelt es sich um ein innerbetriebliches Transportmittel, welches dort eingesetzt wird, wo regelmäßig größere Strecken bewältigt werden müssen. Besonders gerne finden Sie in produzierenden Betrieben Verwendung, da dort das Transportaufkommen sehr hoch ist und regelmäßig Nachschublieferungen in die Produktion gehen und Leergut von dort abgeholt werden muss.

Auch für Unternehmen aus dem Logistik- und Versandsektor kann der Einsatz von Routenzügen Vorteile bringen. Sogar Flughäfen vertrauen auf sie, um die aufgegebenen Koffer sicher zum Flugzeug zu transportieren. 

Der Aufbau eines Routenzugs

Ein Routenzug besteht im wesentlichen aus vier Elementen. Dem Bahnhof, einem Zugfahrzeug, mehreren Anhängern und den Ladungsträgern, die auf den Anhängern transportiert werden sollen.

Schritt 1

Das Zugfahrzeug

Beim Zugfahrzeug handelt es sich in der Regel um einen Schlepper, der bis zu 6 Tonnen ziehen kann, um einen Gabelstapler oder im Rahmen der Automatisierung auch um fahrerlose Transportsysteme.

Schritt 2

Die Anhänger

Die Routenzug-Anhänger sind die Trolleys, auf denen die Ladungsträger zum jeweiligen Zielort transportiert werden. Diese werden mittels einer Deichselstange am Zugfahrzeug oder dem vorherigen Anhänger eingehängt. 

Schritt 3

Die Ladungsträger

Bei den Ladungsträgern handelt es sich üblicherweise um Paletten, Gitterboxen und Klein- sowie Großladungsträger. Ihre Beschaffenheit ist ausschlaggebend für die Auswahl eines geeigneten Routenzug-Anhängers.

Funktionsweise - Wie ein Routenzug in der Praxis eingesetzt wird

Um die Funktionsweise eines Routenzug-Systems zu erläutern, sollten wir uns anhand der Infografik vom Startpunkt vorarbeiten. Wichtig zu erwähnen: Beim dargestellten System handelt es sich um ein Milkrun-Konzept, nicht um Just-In-Time. Beim Milkrun Konzept wird ein leerer Behälter immer durch einen vollen ersetzt. 

Der Startpunkt ist meist der Bahnhof der Vollgutbeladung. Er befindet sich üblicherweise in zentraler Nähe zu den Hauptlagerflächen der Vorprodukte. Dort werden die Anhänger mit den Ladungsträgern und den darauf gelagerten Produktionsartikeln bestückt und auf die Route geschickt.

Als nächstes folgen die Haltepunkte. Dies können verschiedene Abschnitte in der Produktion sein. Der Haltepunkt ist dabei meist sehr nah am Bereitstellort, an welchem die zugeführte Ware verbraucht wird. Das dadurch anfallende Leergut wird am Haltepunkt direkt mitgenommen.

Wenn alle Haltepunkte angefahren wurden, führt die Route weiter zu den Leergutbahnhöfen. Hier werden die in der Produktion geleerten Ladungsträger abgeladen, sodass der entleerte Routenzug für neue Transporte bereit ist.

Worauf Sie achten sollten, um einen Routenzug erfolgreich zu betreiben

Einen Routenzug „einfach mal so“ zu betreiben ist in den meisten Fällen aufgrund der Betriebsgröße nicht möglich. In kleineren Produktionsbetrieben kann das funktionieren, dennoch empfehlen wir Ihnen: Setzen Sie sich im Vorfeld mit den wichtigsten Kennzahlen und Prozessstrukturen auseinander, um das Potential eines Routenzugs für Ihr Unternehmen richtig einschätzen zu können.

Den Status Quo ermitteln

Bei der Planung eines Routenzugsystems gilt es aktuelle Kennzahlen und Informationen aus Ihrer Produktion zu sammeln und zu analysieren. Dazu sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

  • Wie oft werden Produktionsstellen in einer Schicht mit neuer Ware beliefert?
  • Wie viele Mitarbeiter arbeiten in den verschiedensten Schichten in Produktion sowie der Zu- und Abfuhr von Material?
  • Wo sind zentrale Freiflächen, die für den Aufbau der Bahnhöfe genutzt werden können?
  • Nach welchem Konzept wird aktuell gearbeitet (Milkrun/Just-in-Time etc.)
  • Wie werden die Produktionsabläufe aktuell gesteuert?
  • Auf welchen Ladungsträgern werden die Produkte bereitgestellt und wohin muss das Leergut gebracht werden?

Standort der Bahnhöfe

Am Bahnhof wird der Routenzug zusammengestellt. Je nach Konzept bedeutet dies die Beladung der Routenzug-Anhänger mit den jeweiligen Ladungsträgern, oder das Ankoppeln bereits beladener Anhänger an den Zug. 

Bahnhöfe sollten daher an den wichtigsten Be- und Entladestellen eingerichtet werden. Damit ist nicht der Bereitstellort/Haltepunkt gemeint, an dem die Ware vom Routenzug-Anhänger entnommen und gegen Leergut ausgetauscht wird.

Route

Als Route bezeichnet man den definierten Fahrweg eines Routenzuges im Produktionslayout. Jede Route versorgt definierte Bereitstellorte mit dem erforderlichen Material. Hierbei können Routenabschnitte oder ganze Routen von einem oder mehreren Routenzügen genutzt werden.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen statischen und dynamischen Routen. Bei einer statischen Planung ist es so, dass der Zug immer zu festen Zeiten festgelegte Warenmengen transportiert. Dies kann mal zu viel aber auch mal zu wenig sein, was oft zu kostspieligen Ad-hoc-Transporten führt. Diese Schwankungen fängt ein dynamisch geplanter Routenzug ab.

Bereitstellorte

Dies sind die Bedarfsorte oder Abnahmestellen im Routenzugsystem, wo der Routenzug Teile oder Güter für den Verbrauch bereitstellt und bei Bedarf Leergut (geleerte Ladungsträger) wieder aufnimmt. Gleichzeitig werden hier je nach Konzept Nachschubaufträge generiert.

Gefährdungsbeurteilung

Auch wenn ein Routenzug grundsätzlich das Gesamtaufkommen der Transportfahrten reduziert, sollten Sie sich dennoch unbedingt mit der Gefahrenlage auseinandersetzen, die von ihm ausgehen kann. Sehr hilfreich sind hierfür die Informationen des Fachbereichs Handel und Logistik der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) zum Arbeitsschutz im Umgang mit Routenzügen.

Diese Zeiten sollten Sie im Blick haben:

Routenzüge fahren in den meisten Fällen nach einem festen Fahrplan mit bestimmten Zyklen. Die Taktzeit bezeichnet hierbei die Dauer zwischen zwei Zyklen und damit auch den Zeitabstand, in dem ein Bereitstellort von einem Routenzug beliefert wird. In welchem Takt sollte Ihr Routenzug idealerweise fahren?

Damit ist die Gesamtzeit gemeint, die ein Routenzug für eine vollständige Tour einschließlich aller Be- und Entladevorgänge benötigt. Sie setzt sich zusammen aus: Be- und Entladezeit am Bahnhof, Fahren auf der Route und dem Handling von Voll- und Leergut an den Bereitstellorten. Unser Tipp: Planen Sie immer etwas Puffer an allen Stationen ein.

Dies bezeichnet die gesamte Zeitspanne, die zwischen der Signalisierung eines Materialbedarfs und der Bereitstellung des Nachschubs am Bereitstellort vergeht. Dazu zählen demnach auch Auslagerung, Auftragsübermittlung oder die Liegezeiten in Puffern. Unser Tipp: Planen Sie proaktiv und vermeiden Sie somit reaktive Hektik.

Das richtige Konzept wählen - Milkrun und Just-in-Time

Die im Zusammenhang mit Routenzügen geläufigsten Verfahren zur Materialzufuhr sind das Milkrun- und das Just-in-Time-Konzept.

Der Ursprung des Milkrun-Konzepts liegt in den USA. Die dortigen Milchjungen haben bei einer Lieferfahrt immer dort eine Milchflasche getauscht, wo sie eine leere vorgefunden haben. Dieses Konzept wird in der Logistik üblicherweise in Kombination mit dem 2-Behälter-Prinzip angewendet. Der leere Behälter wird ausgetauscht, während der andere Behälter gerade geleert wird. Bei einer Materialzufuhr, die Just-In-Time abläuft, wird die gerade für den Produktionsschritt benötigte Menge fristgerecht bereitgestellt. 

Welches Konzept besser ist, hängt ganz von Ihren betrieblichen Abläufen ab. Wir empfehlen aber eher das Milkrun-Konzept, da es doch etwas „verzeihender“ ist. Stockt zum Beispiel die Auslagerung der Vorprodukte einmal, fängt das Mehrbehälter-Prinzip den Ausfall der Nachlieferung erstmal etwas auf, da noch Produktionsmaterial am Bereitstellort ist. 

Materialreichweiten und Bestände

Materialreichweiten und Materialbestände müssen so bemessen sein, dass die maximale Wiederbeschaffungszeit des Routenzugs überbrückt werden kann. So muss zum Beispiel im 2-Behälter-System, wenn der erste Behälter geleert ist, das Material im zweiten ausreichen, bis der Routenzug einen vollen Behälter nachliefert.

Software für die Steuerung Ihrer Abläufe

Bei der Software zur Steuerung Ihres Routenzugs empfiehlt es sich zunächst mit den Beratern Ihres aktuellen ERP-Systems zu sprechen. Für viele große Systeme gibt es bereits passende Softwarelösungen, die sich mit geringem Aufwand auch an Ihr System anschließen lassen sollten. Wenn Ihr Produktionsbetrieb eher klein ist, sie trotzdem von den Vorteilen eines Routenzugs profitieren möchten, können Sie oftmals auch ohne extra Software auf Basis Ihres Knowhows starten.

Anzahl der Anhänger und Länge des Zugs

Die maximale Zuglänge hängt von der Art der Anhänger ab. Beim Transport von Ladungsträgern im klassischen Format (ca. 1,20 Meter Länge) sollte aus Gründen der Übersichtlichkeit bei 12 Metern Gesamtlänge, also inklusive Schlepper und Anhängern, Schluss sein. Bei der Anzahl der maximal nutzbaren Anhänger kommt es wiederum auf verschiedene Faktoren an. Neben der Art der Lenkung und den örtlichen Begebenheiten spielt auch die Beschaffenheit des Rahmens eine große Rolle.

Bei einem E-Frame dürfen maximal vier Anhänger an die Zugmaschine gehängt werden. Vier bis fünf Anhänger sind auch ein guter Richtwert. Wie viele es tatsächlich sein können lässt sich nicht pauschalisieren. Gerne prüfen wir mit Ihnen gemeinsam, was für Ihren Betrieb realistisch ist. 

FAQ - Kurze Antworten auf häufige Fragen

Die Fahrgeschwindigkeit hängt von der Wahl des Schleppers und der Konfiguration des Anhängers ab. Meist liegt die Geschwindigkeit zwischen 4 bis 18 km/h. 

Damit ist die Gesamtzeit gemeint, die ein Routenzug für eine vollständige Tour einschließlich aller Be- und Entladevorgänge benötigt. Sie setzt sich zusammen aus: Be- und Entladezeit am Bahnhof, Fahren auf der Route und dem Handling von Voll- und Leergut an den Bereitstellorten. Unser Tipp: Planen Sie immer etwas Puffer an allen Stationen ein.

Ein Routenzug besteht aus einem Schlepper, Gabelstapler oder fahrerlosem Transportsystem, welche mehrere Anhänger hinter sich herziehen, auf denen verschiedenste Ladungsträger mit Material transportiert werden.

Ein Routenzug mit 5 Anhängern spart bis zu 80 % der vorher benötigten Gabelstaplereinsätze ein. Das wiederum spart Energie und Arbeitskraft. Ressourcen die anderweitig genutzt werden können oder sich als Kostenersparnis bemerkbar machen.

Eine fest vorgeschriebene Länge gibt es nicht, je nach Anhänger-Typ kann diese aber begrenzt sein. Im Schnitt werden Routenzüge um die 12 Meter lang sein.

Das maximal transportierbare Gewicht hängt maßgeblich vom maximalen Zuggewicht des Schleppers ab. Üblich sind hierbei Zuggewichte von 2000 bis 6000 kg.

Die Preise für einen Routenzug variieren. Wenn Sie Ihren Gabelstapler nutzen und nur die Anhänger dazu kaufen, können Sie einen Routenzug mit 5 Anhängern schon für ca. 1200,00 € netto betreiben.